Mike Brown: Hungrig Bleiben, Weiter Wachsen, Beziehungen Fördern

Erstellt: April 20, 2017
Aktualisiert am: March 16, 2020

 
 
Mike Brown ist ein Vorzeige-Designer. Er hat sich im zarten Alter von 17 Jahren mit dem Design-Virus infiziert und tut seitdem nichts anderes. Kürzlich hat er die Geschichte seiner Laufbahn erzählt: vom jungen Zeichner und Planungsleiter zum Unternehmer und im letzten Jahr schließlich zum Verkauf seines Unternehmens Interconnect Design Solutions (IDS) an den Vertragshersteller Zentech Manufacturing, der seinen Sitz in Maryland hat.

Judy Warner: Mike, wenn Sie zurückschauen: Welche Anzeichen in Ihrer Kindheit wiesen darauf hin, dass Sie eines Tages ein PCB-Designer werden könnten?

 

Mike Brown: Ich habe Baukästen geliebt und habe alles, von einer Teleskop-Gardinenstange bis zu einem Autotürgriff, repariert. Ich wollte wissen, wie alles funktioniert. Ich habe ein Foto von mir in der vierten Klasse mit der Beschriftung „Was ich werden will, wenn ich groß bin“ versehen und im Hintergrund war ein Zeichentisch zu sehen. Das wollte ich machen – ich wollte Sachen entwerfen.

 

Schüler der 4. Klasse (Zeichentisch im Hintergrund)

 

Warner: Ich sage immer, niemand wird absichtlich PCB-Designer; Menschen neigen dazu, sich dieser Arbeit „anzupassen“. Wie kamen Sie dazu, ein Entwickler zu werden?

 

Brown: In der High-School wollte ich Architekt werden. Ich war in einem Technik-Programm, das von meiner High-School angeboten wurde, und war hervorragend beim technischen Zeichnen. In der Oberstufe war ich in einer Arbeitsgemeinschaft..

Dabei ging es um technisches Zeichnen auf einem Zeichentisch mit einem Bleistift, bevor CAD im Mainstream ankam.

Wir zeichneten Blaupausen für Computer-Peripheriegeräte und Blechgehäuse. Dort habe ich meine erste Mentorin, Mary Kerbe kennengelernt. Sie wurde später bei einem kleinen Telekommunikationsunternehmen namens Commtext meine Chefin. Dank ihr konnte ich das Design einfacher Schaltungen mit dem Tool P-CAD lernen. Wie ein Schwamm nahm ich alles, was es auf diesem Gebiet zu lernen gab, auf: Ich hatte Spaß daran, noch während meiner Schulzeit Geld zu verdienen. Ich war gerade einmal 17 Jahre alt und mit der High-School fertig, als ich meine erste Leiterplatte entwarf (eigentlich abgezeichnet, lacht).

Mary und ich haben immer noch Kontakt: Im Laufe meiner Karriere haben wir mehrfach zusammengearbeitet, wobei der Schüler letztendlich zum Lehrer wurde. Nachdem Commtex geschlossen, folgte ich Mary über die Jahre (als ihr Schützling) in einige Unternehmen: Entek, GE, Lockheed-Martin und CTA Space Systems.

Dabei habe ich mich stark weiterentwickelt und half sogar bei der Entwicklung von Produkten für Kunden in der Bordelektronik und Flugunterstützung wie NASA und Naval Research Labs. Es ist ein unglaubliches Erfolgsgefühl, wenn an etwas beteiligt ist, das einen positiven Einfluss haben wird.

Danach bin ich nach Rochester, New York, gezogen, und habe Auftragsarbeiten für Kodak übernommen: unter anderem PCB-Design für Satelliten. Wussten Sie, dass Kodak etwas mit Satelliten zu tun hatte? Damals habe ich meinen zweiten Mentor, Manny Marcano von EMA Design Automation, kennengelernt. Durch meine Beziehung zu Manny konnte ich andere EDA-Werkzeuge benutzen, wie zum Beispiel ViewLogic (jetzt DX-Designer), OrCAD/Allegro, und mein Ressourcen-Netzwerk wuchs weiter.

Nachdem mein Vertrag mit Kodak ausgelaufen war, ging ich nach Maryland zu Orbital Science (jetzt ATK) zurück, um wieder mit meiner Mentorin Mary Kerbe zu arbeiten und Produkte herzustellen, die 10-20 Jahre lang im Weltraum aktiv sein würden.

Die Arbeit verlief etwas langsam und war zu dem Zeitpunkt monoton für meinen Geschmack, also arbeitete ich von 1997-2012 für Ciena Corp (Spezialisierung auf DWDM – Bandbreitenerweiterung für die Datenübertragung durch Entwicklung optischer Netzwerksysteme). Ich fing als leitender Designer an und wurde dann Gruppenleiter.

Bevor ich mich versah, war ich für die Leitung von verschiedenen Design-Teams verantwortlich: 5 Teams weltweit in drei verschiedenen Ländern und verschiedenen Zeitzonen. Wir haben nahezu rund um die Uhr hochmoderne Technik entwickelt.  Es war wirklich eine erstaunliche Leistung: nicht nur in der Produktentwicklung, sondern auch die einzigartige Teamarbeit.

Alle meine Designer-Kollegen waren auf ihrem Gebiet sehr erfahren; ich habe großen Respekt vor ihnen. Ich blieb ein aktiver Designer, obwohl ich eigentlich Manager war – meiner Meinung nach eine wichtige Entscheidung. Ich habe viele Werkzeuge wie PADS, Allegro, Valor, CAM350, AutoCAD, ADIVA und Gerbtool benutzt.

Im Jahr 2012 hat Ciena einige organisatorische Änderungen vorgenommen, durch die ich und viele meiner Kollegen leider entlassen wurden.  Es war eine Geschäftsentscheidung, mit der sich viele Unternehmen konfrontiert sehen, also nichts Persönliches. Aber hey – wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich die andere. Im Nachhinein haben sich meine Laufbahn, Erfahrung, Beziehungen und Arbeitsmoral gelohnt.

Ende 2012 bis Anfang 2013 gründete ich IDS (Interconnect Design Solutions) in Atlanta – es war ein beängstigendes Kapitel in meinem Leben, bei dem ich auf mich allein angewiesen war! Ich habe alle meine Ressourcen und Beziehungen ausgeschöpft, die ich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte. Die Entwickler, die Ciena verlassen hatten, landeten in vielen verschiedenen Unternehmen. Trotzdem blieben wir in Kontakt, besonders über LinkedIn.

Durch diese Beziehungen und die Hilfe von Mary und Manny bekam ich von Orbital, EMA, Trilogic und vielen anderen schnell Aufträge; alles aufgrund eines guten Rufes und festen Beziehungen, die ich im Laufe der Jahre aufgebaut hatte. Ich besuchte unzählige Fachmessen, baute Beziehungen über LinkedIn aus und achtete darauf, nicht zu lange bei einem EDA-Werkzeug hängenzubleiben.

Etwa ab 2014 bekam ich Auftragsangebote mit Altium Designer, sodass ich dieses Werkzeug zu meinem Angebot neben meiner Stammkundschaft mit PADS und OrCAD/Allegro hinzufügte.

Innerhalb von sechs Monaten nach der Gründung bekam ich einen großen Vertrag über einen unabhängigen Vertreter mit Schlüsselkunden in der Mittelatlantik-Region, was sowohl seinem als auch meinem Unternehmen zu einer bedeutenden Expansion verhalf. Ich begann, von 2013 bis 2016, viel für Zentech Manufacturing zu arbeiten. Im Laufe der Zeit habe ich ein Team aus neun Designern aufgebaut, die bei IDS arbeiteten.

Zentech (mit Sitz in Maryland) brauchte Unterstützung beim Design. Ich verbrachte den Großteil meines Lebens in Maryland, war mit vielen ihrer Kunden vertraut und hatte viele bestehende Beziehungen in der Region. Ich passte also sehr gut! Ich war zusammen mit Zentech bei Kundengesprächen, was Vertrauen schuf und allen zu Wachstum und Erfolg verhalf. Bis 2016 hatte IDS ein Wachstum von 300-400% und Zentech machte mir ein Übernahmeangebot für IDS, das ich akzeptierte.

 

Warner: Sie hatten offensichtlich eine sehr erfolgreiche Karriere im PCB-Design. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren für Ihren Erfolg?

 

Brown: Um erfolgreich zu sein, muss ein Elektronikentwickler Designs für eine Vielzahl von Märkten liefern können und Erfahrungen mit vielen verschiedenen EDA-Werkzeugen haben. Wenn Sie ein Haus bauen wollen, reicht ein Hammer nicht aus. Dasselbe gilt für Design: Man braucht eine Menge Werkzeugen und Fähigkeiten.

PCB-Layout kann man nicht studieren. Man muss bereit sein, sich als Designer stetig weiterzubilden und seine Ziele immer höher zu stecken. Für seine Weiterbildung ist man ganz allein verantwortlich: Tut man es nicht, ist man schnell nicht mehr gefragt. Technologie verändert sich schnell und ist morgen schon ganz woanders – da muss man Schritt halten und den Umgang mit neuen Materialien, neuen Techniken und neuen Werkzeugen zu erlernen.

 

Warner: Aus unseren früheren Gesprächen ging klar hervor, dass Sie bezüglich sowohl PCB-Herstellung als auch -Bestückung tiefgreifende Fachkenntnisse haben – eine wichtige Eigenschaft für einen PCB-Designer. Wie haben Sie sich dieses Wissen angeeignet und welche Vorschläge haben Sie für andere Designern, die sich dieses Wissen aneignen?

 

Brown: Ich hatte Glück, dass ich bei Ciena viel zu DFM gelernt habe. Ich war im Qualitätssicherungsteam, habe viele PCB-Hersteller besucht und dabei viel gelernt. Als ich bei Ciena anfing, gab es dort schon eine betriebseigene Bestückungsanlage. Dadurch erlangte ich unbezahlbares Wissen darüber, wie meine Entscheidungen während der Design-Phase den Bestückungsprozess beeinflussen.

Mein einziger Tipp wäre die Weiterbildung. Verschaffen Sie sich eine Gelegenheit, betriebsintern Löten zu lernen; nehmen Sie sich die Zeit, um zu verstehen, wieso Sie einen Schaltkreis auf eine bestimmte Weise konstruieren müssen (Bauteil-Hersteller liefern oft Referenz-Designs); besuchen Sie eine Mikrochip-Fabrik, um den Herstellungsprozess wirklich zu erlernen und zu verstehen – stellen Sie dabei viele Fragen; besichtigen Sie eine Bestückungsanlage oder einen Electronic Contract Manufacturer. Bauen Sie Beziehungen mit Ihrem CM, um ihre Prozesse als Ganzes zu lernen. Fragen Sie andere Designer in Foren, nehmen Sie am IPC teil, besuchen Sie Fachausstellungen.  Haben Sie keine Angst, Fragen zu stellen: Wieso benutzen sie Befestigungslöcher? Wieso machen sie eine Mehrfachnutzen für die Bestückung? Stellen Sie viele Fragen und hören Sie nie auf zu lernen!

 

Warner: Eine letzte Frage, Mike. Ich habe bemerkt, dass es bei EMS- oder CM-Unternehmen einen Trend gibt, entweder Design-Services betriebsintern bereitzustellen oder eine leistungsfähige Design-Firma zu kaufen, genauso wie Zentech es mit IDS getan hat. Was treibt diesen Trend Ihrer Meinung nach voran?

 

Brown: Der Trend ist so: es gab eine Konjunkturschwäche, bei der unabhängige Entwicklungsfirmen aufgrund des Drucks von oben und der EDA-Werkzeugkosten keine betriebseigenen Designer auf ihrer Gehaltsliste haben wollten. Aus demselben Grund wollen viele OEMs keine eigenen Designer beschäftigen. Das hat eine Migration von Designern aus den Entwicklungsfirmen und OEMs auf die EMS- und CM-Ebene verursacht. Dort haben viele Designer Kontakt mit einer breiten Produktvielfalt und zahlreichen EDA-Werkzeugen. Außerdem sind sie so näher an der Herstellungs- und Zulieferkette; das heißt, DFM wird immer stärker und ein integrierter Teil des Design-Prozesses.

 

Warner: Abschließende Gedanken?

 

Brown: PCB-Design ist eine großartige Berufung und Karriere. Leider schrumpft der verfügbare Pool an Designern, da es keinen direkte Ausbildung gibt und viele erfahrene Designer, die ihre Sache wirklich gut verstehen, jetzt in Rente gehen. Der aktuell verfügbare Studiengang ist für Elektrotechnik oder vielleicht EET (elektrische Energiespeichertechnik) geeignet, aber nicht für spezielle Fähigkeiten, die beim PCB-Layout und -Design benötigt. Als Branche müssen wir einen Weg finden, jungen Menschen PCB-Design nahe zu bringen und ihnen einen Pfad bieten, den sie beschreiten können. Mentorenprogramme sind an dieser Stelle wirklich essenziell, um von einem austauschbaren CAD-Anwender zu einem erfahrenen und angesehenen Designer in der Engineering-Community werden.

 

Warner: Vielen Dank, dass Sie uns etwas über Ihre unglaubliche Reise zum PCB-Fachmann erzählt haben, Mike. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!

 

Brown: Danke Judy.

 

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